Griechenland, Rio und ein Flens.

Ein ungeordneter Blog von RobART.

1 Juli 2015

Nachdem ich dieses Bild heute aufnahm, zeigte ich es meiner Schwägerin Adriana - schon bereits ungefähr in dem oben abgebildeten Ausschnitt im Display meiner Kamera. Adriana, die zuvor einem meiner Zähne eine Blombe verpasst hatte und nun bei mir auf dem Beifahrersitz saß, fand das Bild toll. Mir kamen direkt mögliche Bildüberschriften in den Sinn. Etwa "Brasilien hat Zukunft" oder "Brasiliens Zukunft?" oder so ähnlich. 

Hier sieht man dasselbe Bild fast im Original. Die unscharfen Teile waren mir zu dominant. Es war irgendwie flau, nicht genügend akzentuiert. Auch die große Palme hinter der Läuferin war zu unscharf, obwohl sie natürlich das tropische Ambiente unterstrich. 

Apropos Tropen: Während ich die Bilder hier an meinem MacBook mit Lightroom bearbeitete, sah ich parallel auf unserem uralten Notebook der Marke emaschines die heutigen Tagesthemen in der ARD-Mediathek. Dort wurde im Wetterbericht eindringlich vor der offenbar Deutschland bevorstehenden "tropischen Nacht" mit Temperaturen über 20 Grad gewarnt.


Immer ein Problem und immer Angst. So kommt es mir vor. Angst vor der "tropischen Nacht"? Vor Temperaturen über 20 Grad, die abends einmal einmal ein Glas Wein auf der heimischen Terrasse ermöglichen? Oder Angst davor, am Nordermarkt  in Flensburg ein Flensburger Pils zu genießen, ohne zu bibbern? 

Diese Bilderserie nahm ich heute übrigens noch kurz vor meinem Zahnarztbesuch am Strand von Ipanema mit dem Teleobjektiv auf. Ich hatte kaum Angst vor dem Zahnarztbesuch, sondern es ging mir ausgesprochen gut.


Auf dem Bergansatz erstreckte sich die Favela Vidigal.


Vor zwei Jahren entdeckte ich im teuersten und angesagtesten Shoppingcenter Rios ein großes, gerahmtes Bild, das aus ungefähr der gleichen Perspektive aufgenommen war, wie mein Foto, auf dem die Favela durch digitalen Regenwald wegretuschiert war (RobART berichtete). Inzwischen wurde das Bild Im Shopping aber durch ein unretuschiertes ersetzt. 


So wird hier in den Tropen mit der Bildrealität umgegangen.

Durch den tropischen Winterhimmel brachen Sonnenstrahlen und setzten einen Spot auf Häusergruppen in der Vidigal. Ich war noch nie dort.


Die Aussicht von dort soll spektakulär sein. Es gibt wohl tolle Szene-Partys dort. Die Grundstückspreise sind schon unbezahlbar. 


Alle weiteren Bilder entstanden auf meinem Nachhauseweg (wie gesagt - nach dem Zahnarztbesuch), der heute an der Atlantikküste zwischen den Stränden von Leblon und Sao Conrado entlang führte. 


Eine Heerschaar von Arbeitern war auch heute wieder emsig damit beschäftigt, einen Radweg neben der Fahrbahn für Autos und Motorräder zu installieren. 


Dafür wurde kein Aufwand gescheut: über weiter Strecken dieser Felsstrecke wurde ein Betonweg an das Gestein angesetzt!


Alles soll vor der Olympiade 2016 fertig werden, die übrigens im August des kommenden Jahres stattfinden wird.

Als Nachrichten-Junkie verfolgte ich natürlich in den letzten Tagen und auch heute die Berichte über Griechenland. Vor dem bereits skizzierten Wetterbericht der Tagesthemen sah ich in derselben Sendung beispielsweise griechische Rentner, die verzweifelt (teilweise weinende Statements gebend) versuchten, ihre Rente an Geldautomaten abzuheben. 


Hier in den Tropen scheint alles ganz anders. Keinesfalls besser, aber irgendwie so konstant anders, dass sich jedenfalls für mich die Bilder und Berichte der Tagesthemen kaum richtig erfühlen ließen. Aus meiner tropischen Perspektive wirkte die hektische, nicht selten sehr parteiische Berichterstattung über das europäisch-griechische Problem der hier empfangsbaren deutschen Medien seltsam entrückt - um nicht zu sagen: bizarr.  

Was war aus meinen heiß geliebten, stolzen (!) Griechen und ihrem fantastischen Land geworden? Wo kam in Europa diese ganze Angst her?


Immer diese ganze verdammte Angst.


Die fühle ich hier viel schwächer. Kann es sein, dass dies der Unterschied ist? Oder einer der Unterschiede? Weniger Angst? Vielleicht, weil es hier WIRKLICH gefährlich ist?


Ich bin wirklich ratlos, proste aber allen meinen Bloglesern mit einem echten Flens (gelogen: in Wahrheit ITAIPAVA) zu und verabschiede mich in eine untropische Tropennacht bei unter 20 Grad. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Martin (Freitag, 03 Juli 2015 14:33)

    Stimmt, Robert, die Berichterstattung über Griechenland hier ist z.T. unverhohlen einseitig. Einen interessanten Ansatz finde ich das von einem Engländer initiierte Crowd-Funding (s. meine Facebook-Seite): Wenn jeder EU-Bürger 3 Euro spendet, ist Griechenland aus der Bredouille.

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